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Frauen
Maria-Christine Fürstin von Urach
1933 - 1990

"Eine Frau, die in einer fast totalen Männerwelt, dazu in einem großen Werk, akzeptiert werden will, muss viel leisten und immer noch ein bißchen besser sein als männliche Mitbewerber - sie muss sich zu verkaufen wissen." Maria-Christine Fürstin von Urach hatte einen wichtigen Anteil am Aufbau der Datenverarbeitung bei Daimler-Benz.

Die gebürtige Stuttgarterin kam nach dem Studium "Allgemeiner Maschinenbau" an der Technischen Hochschule Stuttgart 1959 als Berechnungsingenieurin im Entwicklungsbereich zu Daimler-Benz. Bereits ein Jahr später - die EDV hatte gerade Einzug in die Autofirma gehalten - arbeitete sie im neuen EDV-Team mit. 1969 übernahm sie die Leitung der sogenannten Rechenabteilung im Produktionswerk Untertürkheim, zwei Jahre später kam die Abteilung Werks-Organisation hinzu. Seit 1973 schließlich war sie Hauptabteilungsleiterin "Organisation und Datenverarbeitung", erhielt 1979 den Titel "Abteilungsdirektorin" und wurde 1987 zur Fachbereichsleiterin ernannt.

Christine von Urach war von ihrem Vater, ebenfalls Ingenieur bei Daimler-Benz, zu diesem Berufsweg motiviert und von ihm gefördert worden (allerdings starb er, bevor sie ihr Studium beendete). Im Studium war sie die einzige weibliche Studierende. In der Firma hatte sie einen "Ein-Mann-Job" übernommen, das Gebiet war einfach neu und sie war niemandes Konkurrentin. Nachdem sie eine Reihe von Fortbildungskursen absolviert hatte, wurde sie zur "Spezialistin für EDV". Das begünstigte ihren Start. Die stürmische Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung und der wirtschaftliche Aufschwung, der damit zusammenfiel, waren ihrer Karriere dann weiter dienlich. 1969 hatte sie schon 100 Mitarbeiter und mit ihnen ein Rechenzentrum, die Programmierabteilung und die Systementwicklung zu betreuen. Als die Abteilung Organisation dazukam, wurde sie die einzige Hauptabteilungsleiterin des gesamten Unternehmens.

Schon 1972 war Fürstin von Urach in den Sprecherausschuß der Leitenden Angestellten der Daimler-Benz AG gewählt worden. Seit 1978 vertrat sie die Leitenden Angestellten als Mitglied des Aufsichtsrates der Daimler-Benz AG. 1982 wurde sie Vorsitzende des Gesamtsprecherausschusses der Daimler-Benz AG und 1989 Vorsitzende des Konzernsprecherausschusses der Leitenden Angestellten.

Neben ihren Tätigkeiten für den Stuttgarter Automobilhersteller übte Fürstin von Urach zahlreiche Ehrenämter in Berufsverbänden und Standesorganisationen aus. So war sie in der Gesellschaft für Informatik u.a. als Präsidiumsmitglied tätig, war Vorsitzende der Landesgruppe Südwest des Verbandes Angestellter Führungskräfte (VAF) und Vorsitzende des Bereiches Berufs- und Standesfragen innerhalb der Hauptgruppe des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).

Christine von Urach wurde in den 70er Jahren vielfach zu ihrer Rolle als Frau in der EDV befragt. Sie war sich den Rollenzuschreibungen gegenüber Frauen sehr bewusst, sah allerdings die Chancen für Frauen nur darin, dass sie sich durch Leistung und souveränes Auftreten am Arbeitsplatz durchsetzten. Dazu gehörte für sie auch der Verzicht auf eine Familie. Sie war stolz darauf, dass sie ihre Karriere nur sich selbst zu verdanken habe. Sie stellte allerdings auch fest, dass es in den siebziger Jahren für Frauen wesentlich schwieriger geworden sei, in eine Führungsposition zu kommen, da die Konkurrenz vieler EDV-Spezialisten gegen Frauen spreche. Immer wieder wird beschrieben, wie souverän sie auftrat und ihre soziale Kompetenzen voll den Erwartungen an Führungskräften entsprachen.

"Deutschlands oberste DV-Frau Fürstin von Urach gestorben" so titelte die Computerwoche im September 1990. Kurz vor Ende des 20. Jahrhunderts war es immer noch etwas ganz besonderes, wenn Frauen in der Führungsetage eine der größten deutschen Technologiefirmen gesessen hatten.