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Maria Gaetana Agnesi 1718-1799
Die italienische Mathematikerin Maria Gaetana Agnesi empfing in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ihrem Salon Intellektuelle aus ganz Europa, um gemeinsam mathematische und philosophische Probleme zu erörtern. Ihre phänomenalen Sprachkenntnisse erlaubten Agnesi, mit allen Gästen in deren jeweiliger Muttersprache oder auf Lateinisch zu diskutieren.
Agnesis Ruhm als Mathematikerin basiert vor allem auf ihrem 1748 veröffentlichten Lehrbuch "Analytische Gesetze", das sie für ihre jüngeren Brüder schrieb, für deren Erziehung sie als Älteste von 21 Geschwistern verantwortlich war. Es handelt sich bei diesem Werk um eine umfassende und prägnante Synthese der neuen Mathematik nach Leibniz und Newton. Dieses grundlegende Lehrbuch zur Analysis war weit verbreitet und wurde aus dem Italienischen in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der erste Band behandelt die Analyse endlicher Größen, Algebra und Geometrie, der zweite die Differential- und Integralrechnung, das heißt die Analyse variabler Größen und ihrer Wechselverhältnisse. Agnesi fügte zahlreiche Beispiele und Aufgaben, eigene Methoden und Verallgemeinerungen an. Gewidmet waren die "Analytischen Gesetze" der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, die für Agnesi "weiblichen Ruhm" verkörperte. Agnesi interessierte sich sehr für die Situation der Frau in der Gesellschaft, bereits 1738 hatte sie im Alter von nur 20 Jahren eine Schrift veröffentlicht, in der sie gleichberechtigte Bildungschancen für Frauen forderte.
Die Veröffentlichung der "Analytischen Gesetze" brachte Agnesi Anerkennung und Lob ihrer Zeitgenossen ein. Im selben Jahr wurde sie in die Akademie der Wissenschaften zu Bologna gewählt. Ebenfalls im Jahre 1748 übernahm Agnesi an der Universität zu Bologna die Vorlesungen ihres Vaters, der dort Professor für Mathematik war.
Obwohl Maria Gaetana Agnesi Tür und Tor zu einer brillanten Karriere offenstanden, beendete sie ihre mathematische Laufbahn sehr plötzlich im Jahre 1752, nur zwei Jahre nachdem Papst Benedict XIV sie auf einen Lehrstuhl für Mathematik und Naturphilosophie an die Universität zu Bologna berufen hatte. Von diesem Zeitpunkt an beschäftigte sich Agnesi ausschließlich mit religiöser Literatur und stellte sich als Nonne in den Dienst der Armen und Kranken. Im Jahre 1783 gründete sie ein Altersheim in Mailand, das sie bis zu ihrem Tod leitete.
Die genauen Gründe für Agnesis Rückzug aus der Mathematik sind nicht bekannt. Interessant ist jedoch, dass er mit dem Todesjahr ihres Vaters zusammen fällt. Schon als Kind hatte Agnesi nämlich den Wunsch geäußert, einem Kloster beizutreten, was ihr vom Vater jedoch verwehrt wurde. Der ehrgeizige Mathematikprofessor hatte das Talent seiner Tochter erkannt und genoss es, seine Tochter vor seinen Freunden als "Wunderkind" zu inszenieren.
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