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Informatik |
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Lochstreifen und Lochkarten als Musterspeicher
"Spindel und Spinnrad, die zum Garnspinnen verwendet wurden,
sind die Grundlage aller späteren Achsen, Räder und Rotationen;
in den verschlungenen Fäden des Webstuhls
zeigt sich einer der abstraktesten Herstellungprozesse.
Textilien selbst sind buchstäblich das Software-Unterfutter aller Technologien." - Sadie Plant
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Weberei einer der wichtigsten Produktionsbereiche in Europa. Die Textilproduktion war äußerst arbeitsintensiv und fand in Familienbetrieben statt. Alle Familienmitglieder waren eingebunden und Arbeitskräfte von weit her kamen hinzu. Der steigende Bedarf führte zur Arbeitsteilung im Produktionsprozess. Es entstanden Manufakturen, gleichzeitig wurden die Webvorgänge selbst rationalisiert. So wurden in österreichischen Webereien um 1700 erstmals mit Holzklötzen beklebte Leinstreifen zur Mustersteuerung verwendet. Ab 1725 entwickelten Seidenweber in Lyon gelochte Papierstreifen bzw. aneinandergebundene gelochte Kartons für diese Zwecke, 1803 entstand hieraus der Jacquard-Webstuhl.
Das Weben komplizierter Muster erfordert jeweils eine neue Einstellung der Kettfäden nach dem Werfen eines Schussfadens. Diese Umstellung der Kettfäden wurde damals von Kettmädchen oder Kettjungen erledigt, die oben auf dem Webstuhl standen. Die Mechanisierung ihrer Arbeit stellte eine mehrfache Rationalisierungsmaßnahme dar, denn nicht nur die Arbeitskraft der Assistentin wurde gespart. Zugleich wurden für die Weber die täglichen Arbeitszeiten in den Fabriken auf 15 Stunden verlängert, die zuvor "nur" die Arbeitszeiten der Kettkinder von 12 Stunden leisten mussten. Die Lyoner Weber weigerten sich deshalb einige Jahre lang, an diesen Webstühlen zu arbeiten.
Die ersten Datenspeicher für Muster des Fadensystems "Kette und Schuss" sollten als Lochstreifen und Lochkarte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zum ersten wichtigen Datenspeicher der Computer werden.
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