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Informatik |
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Die systematische Zergliederung der Rechenarbeit
Sowohl beim Schreiben als auch beim Kalkulieren (wie damals in Bürozusammenhängen das Rechnen genannt wurde) vollzug sich im Laufe des 19. Jahrhunderts eine neuartige Zergliederung in einzelne Schritte, die Produktionsprozessen in den Fabriken nachempfunden waren. Das ganzheitliche Arbeiten ehemaliger Sekretäre oder Buchhalter wurde zerlegt in Konzeptionsschritte und in die Produktion von Dokumenten - letzteres bis heute verbunden mit unendlich viel Papier. Planen und Kommunizieren, Schreiben und Rechnen waren damit rationalisiert und industrialisiert worden, Schriftverwendung gehörte ab jetzt selbstverständlich zum Alltag.
Verschiedene Entwicklungen hatten bereits demonstriert, dass menschliche Aktivitäten wie das Rechnen ebenso durch Maschinen ausgeführt werden konnten. Kurz vor der Jahrhundertwende hielt eine breite Palette von mechanischen Geräten in die Büros Einzug: zunächst Rechen- und Schreibmaschinen, dann Kassen und spezielle Buchungs- und Fakturiermaschinen. Die Datenverarbeitung in Statistik und Buchhaltung bekam ab 1890 in Österreich und den USA einen gewaltigen Vorschub mit neuen elektrischen Lochkartenauswertungsmaschinen. Die Lochkarte wurde als Datenträger weltweit verbreitet.
Zugleich entstanden Vorgehensweisen in der betrieblichen Planung und staatlichen Verwaltung, durch die riesige Mengen von Daten in immer kürzeren Zeiträumen verarbeitet werden konnten. Dies ermöglichte den Aufbau von sozialen Sicherungssystemen genauso wie es eine Basis für totalitäre staatliche Kontroll- und Gewaltsysteme bildete.
Ende der 30er Jahre lernte die wissenschaftlich-technisch orientierte Mathematik, arbeitsteilig vorzugehen und so vielfältige Problemstellungen effizient mit neuen mathematischen Methoden zu lösen. Dabei verschmolzen die Rechenmaschinentechnik und die Lochkartenanlagen zu dem, was die Basis der neuen Digitalcomputer ausmachte: Maschinen, die nicht nur zu bearbeitende Daten von Lochkarten einlesen, sondern ebenso flexibel über Lochkarten oder Lochstreifen von außen gesteuert werden konnten.
Dennoch war damit nicht gleich das Ende der mechanischen Geräte eingeläutet. Genau wie die Einführung mechanischer Produkte am Markt mit vielen Pannen und Pleiten verlief, so garantierte auch später eine Innovation noch keinen Markt geschweige denn einen ökonomischen Erfolg. Bis in die 70er Jahre hinein wurden mechanische Schreib- und Rechenmaschinen in Deutschland seriengefertigt. In vielen anderen Ländern unserer Erde sind sie mangels Elektrizität oder alternativer Geräte weiterhin die zentralen Arbeitsmittel der Menschen zum Schreiben und Rechnen.
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