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Geschichte
Verteilte Anwendungen

In finanzieller Hinsicht investierte SEL beim Quelle-Projekt beträchtlich, wollte man das international einmalige Vorhaben doch als Einstieg in das neue Gebiet der Informationsverarbeitung verstehen. Ein neuer Unternehmensbereich namens "Informatik" wurde gegründet und SEL ließ diese Bezeichnung sogar patentrechtlich schützen. Aber die erhoffte Weiterentwicklung am Markt blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Immerhin konnten Elemente des Quelle-Systems noch in der Entwicklung dezentraler Platzreservierungssysteme für die Deutsche Bahn verwendet werden.

Die dezentrale Platzreservierung stellte ab Ende der 50er Jahre international ein wichtiges Feld für den Einsatz computerisierter Anlagen dar. Der Reiseverkehr hatte seit dem 2. Weltkrieg enorm zugenommen und mit herkömmlichen Reservierungssystemen konnte die Anzahl der Buchungen bei vielen Flug- und Bahngesellschaften kaum noch bewältigt werden. Anstelle eines personalintensiven zentralen Buchungsbüros einer Fluggesellschaft, in dem die Reservierungen von Plätzen über Fernschreiber und Telefon jeweils von SachbearbeiterInnen persönlich angenommen, durchgeführt und bestätigt wurden, trat ein zentraler Computer mit dem in leistungsfähigen externen Speichern festgehaltenen Reservierungsstand.

Die Buchungsanfragen wurden dezentral bei den Reisebüros direkt über speziell entwickelte Terminals eingegeben, die Daten über Telex- oder Telefonverbindungen weitergeleitet an den zentralen Computer und nach der Buchung auf umgekehrtem Wege zurückgesandt - insgesamt ein deutlich beschleunigtes Verfahren. Die ersten halbautomatischen Buchungsrechner waren bereits Ende der 50er Jahre installiert worden. 1963 nahm die Air Canada das weltweit erste Reservierungssystem auf der Basis eines speziell programmierten Transistorrechners in Betrieb. Verteilt im ganzen Land waren hieran 330 Terminals mittels Telefonleitungen angeschlossen. Die Leitungen mit einer Gesamtlänge von mehr als 10.000 kanadischen Meilen wurden nur hierfür genutzt. Ab Mitte der 60er Jahre wurden computerbasierte Reservierungssysteme zum weltweiten Standard bei fast allen Airlines und großen Bahngesellschaften. Von einem derartigen direkten, später als "interaktiv" bezeichneten Zugriff auf Computerleistungen konnten die durchschnittlichen AnwenderInnen in den 60er Jahren allerdings nur träumen.