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Informatik
The Mathematical Tables Project

Die im Winter 1938 gestartete Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Stadt New York beschäftigte bis zu 450 RechnerInnen mit der Herstellung verschiedener Werke von wissenschaftlichen und statistischen Rechentafeln. Die Angestellten besaßen meist nur geringe mathematische Kenntnisse. Das Projekt war in vier große Einheiten aufgeteilt: die ersten nutzten Tischrechner, andere hatten IBM-Lochkartenmaschinen, die dritten checkten ausschließlich die produzierten Tabellen und die letzte Gruppe rechnete mit Papier und Stift - ein Anachronismus in der Mitte der 30er, aber die Förderpolitik dieser Projekte verlangte die arbeitsintensivsten Methoden. Genau diese letzte Gruppe zwang bei der Planung der Aufgaben zu sehr kleinen Zerlegungen in Einzelschritten, die nur noch die Rechenoperationen Addition, Subtraktion, einstellige Multiplikation und lange Division benutzten. Jede RechnerIn führte genau eine dieser Rechenoperationen durch. Zur Arbeitsaufteilung für eine komplexe mathematische Berechnung waren somit Zergliederungen in viele elementare Operationen notwendig. Deren Abfolge musste bestimmt werden und (Zwischen-)Ergebnisse weiter gereicht sowie zur Qualitätssicherung kontrolliert werden. Das Projekt war äußerst erfolgreich, die Ergebnisse waren qualitativ hochwertig und schnell kamen wichtige Aufträge aus Verwaltung und Wissenschaft.

Für die wissenschaftlich-technisch orientierte Mathematik war es damals neu, derartig arbeitsteilig vorzugehen, also mathematische Aufgabenstellungen in einen Ablaufplan umzusetzen, der von vielen RechnerInnen nacheinander oder parallel abgearbeitet werden konnte. Für diese innovative Verbindung von rationellem Verwaltungshandeln und Methoden der numerischen Mathematik steht Gertrude Blanch. Ihre langjährige Erfahrung als Verwaltungsfachfrau sowie das mit Promotion abgeschlossene Mathematikstudium bildeten die ideale Wissenskombination für ihre Tätigkeit als Technische Direktorin des "Mathematical Tables Project", dem größten Projekt für wissenschaftliches Rechnen auf der Basis von RechnerInnen.

Als die USA 1942 in den 2. Weltkrieg eintraten, wurde das Projekt Teil einer Bundesbehörde und führte ballistische Berechungen für die Army und Navy durch. Nach dem Krieg kam es zum Computing Laboratory des National Bureau of Standards. Die Erfahrungen mit arbeitsteiligem Rechnen und die wissenschaftliche Aufarbeitung der benutzten mathematischen Verfahren durch Gertrude Blanch bildeten die wichtigsten Grundlagen für alle nachfolgenden Anwendungen elektronischer Computer. Gertrude Blanch beriet die meisten der Anfang der 40er Jahre entstehenden Großrechnerprojekte. Viele der New Yorker RechnerInnen setzten ihre Arbeit in solchen Projekten fort.