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Informatik
Informationssysteme und Rassenpolitik

Die Einzelgeräte für die Lochkartenverarbeitung und die Lochkarten selbst wurden dauernd verbessert. In Deutschland setzten 1910 erstmals die Farbenwerken Bayer solche Maschinen ein, um die Umsatzzahlen der vielen weltweit vertriebenen Farbprodukte statistisch auszuwerten. Im ersten Weltkrieg wurden wichtige Planungen der Kriegswirtschaft statistisch mittels der Hollerithmaschinen betrieben. Nach dem Krieg konnte aufgrund von weiteren Geräteverbesserungen ihr Einsatz für die Buchhaltung erweitert werden.

Damit spielte das Hollerithmaschinensystem mitsamt seiner geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung (Frauen als Lochkartenstanzerin, Männer als Hollerithprogrammierer) endgültig eine zentrale Rolle in der "modernen" Verwaltung eines Betriebes: Statistik zur Lagerhaltung, Verbrauchsüberwachung, Kalkulation, zur Personal- und Verkaufsbeobachtung usw. wurden eingeführt und zur Basis für ganze Konzerne.

Ebenso bildete diese Technologie die Grundlage für die enormen Ausweitungen staatlicher Planungs- und Kontrollsysteme. Unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft wurde Statistik und effiziente Datenverarbeitung zum zentralen Herrschaftsinstrument. Mit der Machtübernahme 1933 erfolgte eine allgemeine Volks-, Berufs- und Betriebszählung, bei der Hollerith-Verfahren massiv eingesetzt wurden. Hier und in der Volkszählung von 1939 wurden die Grundlagen der grausamen Rassenpolitik und der Kriegsvorbereitungen gelegt. Gerade im Zuge beider Weltkriege entstanden viele methodische und technische Weiterentwicklungen der Statistik sowie entsprechend immer weiter ausgebaute staatliche Statistikstellen, deren Personal und Geräte vielfach nach den Kriegen weiter "aktiv" blieb.