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Informatik
Die ersten Großrechenanlagen

Die Kriegsplanungen vor und während des 2. Weltkriegs brachten militärisch nutzbaren Forschungsarbeiten massive Förderung. Es galt, in der Forschung wie auch in der staatlichen Verwaltung die Effizienz der vorhandenen Rechenanlagen deutlich zu steigern, um den kriegsbedingten Bedarf abdecken zu können.

Die vorhandenen Konzepte zur Effizienzsteigerung von Rechenanlagen gingen in verschiedene Richtungen mit teils eher mathematisch, teils eher elektrotechnisch motivierten Ansatzpunkten. Welche davon für die Entstehung unserer heutigen Computer wann entscheidend waren, lässt sich sowieso nur im Rückblick fragen. Üblicherweise wurden zu Testzwecken oder mangels Geld zunächst einzelne Elemente einer Rechenanlage gebaut.

Die Anwendungsinteressen der ForscherInnen waren dabei nicht unbedingt militärisch. Dem deutschen Bauingenieur Konrad Zuse ging es mit seinen Z-Rechenanlagen um praktische Erleichterung bei numerischen Berechnungen in der Statik. Die 1941 fertiggestelle Z3 war weltweit die erste funktionsfähige durch Lochstreifen programmgesteuerte Rechenanlage. Zuse schlug staatlichen Stellen im Deutschen Reich zahlreiche Anwendungsbereiche für seine Rechenanlagen vor, fand jedoch kein Interesse.

Der amerikanische Ingenieur Howard Aiken von der Harvard Universität skizzierte 1937 ein Konzept einer elektromechanischen, programmgesteuerten Rechenanlage, die zur numerischen Lösung von Differentialgleichungen eingesetzt werden sollte. Die Anlage wurde von IBM finanziert und in einem Firmenlabor aufgebaut. Dort wurde sie 1943 getestet und an die Harvard-Universität transportiert, wo sie ab 1944 von der US-Navy gemietet wurde und als Harvard Mark I Geschichte machte. Das Mark I-Projekt ist zugleich ein Beispiel für die mathematisch-technische Mobilmachung, die seit dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg im Jahre 1941 stattfand. Im wesentlichen wurde die Mark I für ballistische Berechnungen eingesetzt.

Das Mark I-Projekt bildete nur den Anfang einer Bauserie von Rechenkolossen. Der Krieg hatte Rechenbedarf erzwungen und für technische Lösungen staatliche Finanzmittel in Größenordnungen freigesetzt, die in den USA und Großbritannien zu nie zuvor dagewesenen Großrechnern führten. Diese Großrechner der 40er Jahre waren ausschließlich Einzelprojekte, die nicht als kommerzielle Produkte angedacht waren. Mit ihnen sollten vielmehr Dienstleistungen für militärische und forschungsnahe Stellen erbracht werden.

So hatte nicht nur die U.S. Navy, sondern auch die U.S. Army riesigen Rechenbedarf. Auf einen Vorschlag der an der Universität von Pennsylvania tätigen Wissenschaftler John Mauchley und Presper Eckert wurde die riesige Rechenanlage "Electronical Numerical Integrator And Computer" (ENIAC) gebaut. Sie entstand in den Jahren 1943-46 und gilt als erster elektronischer Rechner auf der Basis von Vakuumröhren weltweit. Der ENIAC wurde zwar nicht mehr zu Kriegszeiten fertig, aber der Kalte Krieg brachte genügend neue Aufgaben.

Der erste elektronische Computer in Großbritannien diente zur Entschlüsselung von Funksprüchen der deutschen Wehrmacht. In den ersten Kriegsjahren wurden elektromechanische Maschinen eingesetzt, an denen Gruppen von Frauen aus den WRNS bzw. WAVES in Zusammenarbeit mit Mathematikern im Schichtbetrieb die Dechiffrierungen durchführten. Im einem dieser britischen Dechiffrierzentren namens Bletchley Park, nahe London, fanden zugleich Forschungsarbeiten statt. Hier entstand bis Februar 1944 der weltweit erste elektronische Spezialrechner fürs Dechiffrieren namens Colossus.

Nach Ende des 2. Weltkriegs fand nur teilweise ein Übergang der vom Militär aufgebauten und finanzierten Forschungsgruppen in zivile Forschung und Produktion statt. Immer waren die militärischen und staatlichen Planungen maßgeblich bestimmend.